Das waren noch Zeiten

 

von Roland Petri
 

Vorwort:

Es soll ja Leute geben die tolle Geschichten schreiben, ohne jemals selbst vor Ort gewesen zu sein……, dass es bei mir nicht so war bzw. ist, belegen die folgen Zeilen, …denn ich war dabei….
 

Hallo Wallergemeinde!

leider gibt es nicht immer  Wallercups, Wallerpokale oder einen Forums Event über die man exklusiv berichten kann, damit es uns über die kalte und somit ,, schleimfreie ,, Jahreszeit aber nicht langweilig wird habe ich mich entschlossen, einmal etwas ,, neues altes ,, zu veröffentlichen….

Heute möchte ich euch ein paar schon fast nostalgische Zeilen sowie gesammeltes Bildmaterial zukommen lassen, an denen ich schon länger rumgebastelt habe und  hoffe das es euch gefallen wird…

Nein Freunde, es geht ausnahmsweise nicht um Italien und den Po, sondern um eine spanische Sensation die Ende der 80ziger dem Wallerfischen einen unglaublichen Boom verlieh und der sogar bis heute noch anhält……

Italien, Frankreich, der Ostblock und im eigenen Lande natürlich Flüsse wie Donau, Regen und Naab, galten zu diesem Zeitpunkt als Wallerbastionen. Auch der Rhein und ab und hier und da der Main ließen damals schon einmal mit Fangmeldungen aufhorchen, aber ein Land das eher als traditionelles Urlaubsland zählte galt bislang als  ,, welsfreie Zone ,,….., ein fataler Irrtum wie sich zeigen sollte….
 


 

Einleitung

Stellt Euch vor, Ihr kommt in Spanien an  einen riesigen See voller Welse und die Bartelträger dort kennen noch keine Haken, na, glaubt Ihr nicht ??., na wartet…

Das heutige Spanien mit Ebro, Riba – Roja Stau und dem Caspe See kennen mittlerweile viele  versierte Welsfischer, sicher hat Spanien auch kaum etwas von seinem Reiz als jüngstes Wallerparadies bis dato eingebüsst, aber Leute, so wie ich es kennen lernen durfte, hatten nur einige wenige das Vergnügen….., denn damals, …..dass waren noch Zeiten….
 


Und genau darum geht es mir, ich möchte mit diesem Rückblick versuchen, dem ein oder anderen in unserem Forum diese Erfahrungswerte und vor allem die damals gemachten Eindrücke auch heute, fast 18 Jahre danach weiter zu geben, ich hoffe es wird mir mit den folgenden in vielen Jahren zusammen getragenen Material aus verschiedenen Stationen bzw. Aufenthalte gelingen. Ihr werdet lustige Erlebnisse, aber auch nachdenkliche in den folgenden Zeilen finden, vergleicht selbst, was sich bis heute verändert hat, was Ihr verpasst habt…., oder was vielleicht auch so geblieben ist….
 

Der Mittelpunkt der Erde

Zu vielen Dingen bekommt man eine besondere Beziehung, auch wenn sie heute eigentlich ganz alltäglich sind. Da wäre zum Beispiel die Telefonzelle mitten auf dem Marktplatz im Ort, genau diese wurde zu Anfangszeiten auch zum Mittelpunkt der Erde, denn nur von dort war ein Anruf in die Heimat möglich. Am ganzen See in Riba – Roja galt ansonsten, kein Anschluss unter dieser Nummer.

Dieser eine Quadratmeter in dem damals noch verschlafenen Nest, war dermaßen begehrt, dass es schon einmal vorkam das man auf der gemütlichen Parkbank direkt daneben, den Vorredner  ,, aussitzen ,, musste…
 


Da die Familie dankbar für jedes Lebenszeichen war, wurde ich jahrelang Stammgast in exakt diesem Glaskasten und verlor im Austausch für den meist überfälligen Anruf immer gleich einen halben Angeltag, jede Menge Peseten, und auch oft die Nerven…

Vieles hat sich im einst ruhigen Örtchen Riba – Roja zwischenzeitlich geändert, man hatte wirklich den Eindruck das hier die Zeit stehen geblieben war, und während damals nur ein paar Hunde den schützenden Schatten vor der brennenden Sonne suchten, schälte sich Ende der 90er  ein üppiges Hotel aus einer einst verlassenen Hütte heraus und auch andere Etablissements sind hinzu gekommen, nicht zuletzt durch uns Welsfischer…
 


Aber eines ist noch wie damals, die beschriebene Telefonzelle

 


Viele Geschichten könnte, und einige werde ich hier erzählen, aber am meisten beeindruckt haben mich die vielen Facetten Spaniens, vor allem die unberechenbaren Wetterkapriolen rund um den See…

Denn in der Folge kämpften Armin und ich im März gegen Kälte, Feuchtigkeit und Hochwasser, im Sommer gegen Moskitos, Wespen und sengende Hitze und im Herbst gegen ,, bärenstarke ,, Konkurrenz beim obligatorischen Wallercup.
 


 

Natürlich dürfen auch die Urgewalten bei diesen Aufzählungen nicht fehlen, Orkane und meterhohe Wellen bauten sich in kürzester Zeit auf und wie sollte es auch anders sein, wir mittendrin, so schnell sie kamen, so schnell waren sie auch wieder verschwunden…

Stumme aber dafür stinkende Überreste diverser Hochwasser von Schafen, Hunden oder Schweinen die schlicht und einfach durch die gigantischen Wassermassen aus den Bergen von der Weide gerissen wurden, machten uns mehrmals nachhaltig deutlich, wie klein und unbedeutend wir Angler im Grunde waren und auch heute noch sind….
 


Vor allem wenn man vom heutigen Camp kommend den Matarrana passierte, gab es sofort andere Windverhältnisse, meistens schlechtere… Und bei allen Schwierigkeiten die wir in der Tat hatten, waren wir dennoch sehr erfolgreich, zwar nicht immer sofort aber doch im Laufe der Zeit denn,........wir waren dabei......
 

Der Ursprung der Bojenfischerei:

Auch die Bojenfischerei am See, die auch genau hier ihren Ursprung fand, veränderte im Laufe der Zeit ihr Gesicht, während zu Anfang in 2 Metern Wassertiefe am liebsten mit gigantischen Karpfen am System gefischt wurde, verfeinerte sich diese Methode und mittlerweile wird überwiegend über Grund oder sogar mit Festmontage gefischt. Dienten früher noch ausgediente Wasserkanister als Bojenkörper, so hat man heute doch optisch schönere Möglichkeiten zur Verfügung…

Den triumphalen Einzug des Aales am See, mit dem ich auch heute noch am ,, liebsten ,, und sehr erfolgreich mit Einzelhaken fische, hatten wir schon Jahre vorher erfolgreich getestet, wir waren verschwiegen und machten ein Geheimnis um unsere eigens mitgebrachten Fässer, nichts war uns zuviel, all das haben wir erlebt, denn .......wir waren dabei.....

Es sei mir an dieser Stelle auch einmal gestattet das ich mich hier zu den aktuellen Diskussionen der letzten Tage und Wochen bezüglich der Bojenfischerei auch einmal zu Wort melde, was ich im Board aufgrund der hitzigen Diskussionen nicht tat.

Mein Wunsch wäre folgender, lasst uns damit aufhören unsere Wallergemeinde in so genannte ,, spanische oder italienische ,, Fraktionen zu trennen, lasst uns damit aufhören, von Delta und Mittellauf Fischern zu reden, lasst uns damit aufhören gleich über alles herzufallen was man vielleicht nicht so kennt, oder was man vielleicht auch nicht will, sondern lasst uns damit anfangen andere Meinungen oder Erfahrungswerte zu tolerieren und auch zu akzeptieren, dass wir es können zeigt unser Board eigentlich….

Denn eines sind wir alle, Wallerangler, und einheitlich sollten wir uns in allen Belangen auch darstellen, Feinde haben wir bereits genug …..
 


Die imposante Entwicklung am und um den Stausee gipfelte dann Anfang der 90er, als Camps wie Pilze aus dem Boden schossen, einige mit Format, andere ohne, oder noch heute auf der Suche danach …

Wir bekamen natürlich auch die negativen Phasen mit, wie z.B. die in kürzester Zeit entstandene Müllhalden an den mittlerweile ausgetretenen Uferregionen rund um den See und den anschließenden Freibrief zum abschlachten. Ungern denke ich an die vielen auf der Wasseroberfläche kopflos treibenden  Welskadaver zurück, was aber von einigen Camps schnell erkannt und abgestellt wurde, wir verfolgten alles hautnah, machten selbst diesbezüglich Fehler…

Viele ,, so genannte Freunde ,, nahmen Armin und ich im Laufe der Jahre mit an diesen See und hatten sie ohne wenn und aber eingeweiht, leider auch solche, die später behaupteten sie hätten das Pulver alleine erfunden, denn ……wir waren dabei…..und wir lernten dazu
 


 

Und so fing alles an....

Frühjahr 1987, eine neue viel versprechende Angelsaison hatte begonnen, die regelmäßigen Regen und Naab – Reisen waren bereits wie jedes Jahr konkret ins Auge gefasst worden, alles war geplant, wäre da nicht dieser kleine und für mich sensationelle Bericht in der Angelwoche gewesen, von einem völlig untypischen Wels – Land nämlich Spanien war die Rede und von einem Stausee des Ebros mit 70km Länge im Hinterland tief in den Bergen und voll mit Wallern…….., der Titel lautete: ,, Ein Stausee voller Welse ,, oder so ähnlich…..

Nachdem ich mir diese Zeilen regelrecht ,, auf Ex ,, rein gezogen und mich vergewissert hatte, dass der 1. April bereits vorüber war, setzte ich mich kurz entschlossen in meinen Wagen und fuhr die knappen 200km  zu dem im Bericht genannten Anbieter und viel später auch ersten Werbepartner von uns,  Andrees – Angelreisen nach Niedernhausen um weitere Details zu erfahren.

Dort angekommen lernte ich Karl Andree den Chef des Hauses kennen, der saß mit seiner Zigarettenspitze hinter dem vollsten Aschenbecher , den ich jemals zu Gesicht bekommen hatte, ein cooler Typ und mit Leib und Seele, Angler und sogar mit ,, Saarländischer Abstammung ,,……

Schnell waren die Fronten geklärt und Karl war sichtlich beeindruckt, dass ich persönlich vorbei kam, nur um mir ein besseres Bild machen zu können und wir qualmten wie die Doofen….

( Nie hätte ich geglaubt, 17 Jahre danach für unser Wallerforum wieder an gleicher Stelle dieses Mal mit Frank Kornblum ein Interview zu machen  )

Nachdem ich etwa eine Stunde dem Karl zugehört hatte, der sehr ausführlich und vor allem leidenschaftlich über den Riba – Roja Stausee und dessen Besatz erzählte, füllte ich noch in Niedernhausen die Anmeldungsformulare aus, ich war nicht nur heiß ohne Ende, nein ich hatte bereits Fieber. Ganz nebenbei war der Karl auch der beste ,, Verkäufer ,, den ich jemals kennen gelernt habe, was ihn damals schon auszeichnete und heute leider vielen Kaufleuten fehlt, war sein ,, Weitblick ,,…….

Ach ja, und ganz nebenbei, wir hatten im Forum bereits das Thema behandelt wie wohl der Wallerbesatz in den Stausee kam, ich weiß es natürlich aus erster Quelle aber das fällt unter die berühmten 5 % die man für sich behalten sollte….

Wieder Zuhause angekommen, wurde sofort telefoniert und schnell kristallisierte sich heraus, dass mein Spezi Stefan Weirich  (  GK-Angelmarkt ) mich begleiten wollte…., nun hieß es nur noch, vorbereiten ,, Fieber senken ,, und warten….

Um keinen Familienkrieg herauf zu beschwören, beschlossen wir unsere Frauen und Kinder mitzunehmen, und somit wurde die Villa in Hospitalette Infante noch schnell und diskret nachgebucht..
 

Endlich, auf in den Süden zum geheimnisvollen Stausee…

Jedes warten hat bekanntlich ein Ende, es war soweit, wir fuhren mit meinem Geländewagen in den Süden, nach 14 Stunden Anfahrt waren wir zwar ziemlich platt, aber ein schönes Haus, tolle Aussicht und ein geiler Pool entschädigten uns für die lange Anreise….

Das Ambiente war schon einmal verheißungsvoll, auch die Spiegel an den Decken diverser Räumlichkeiten, sahen einladend aus und die Tauglichkeit wurde selbstverständlich sofort getestet, denn damals fielen mir einige Dinge noch leichter als heute….
 


 

Jetzt galt es nur noch Familie und Fischerei unter einen Hut zu bekommen, eine Gratwanderung, damals wie heute, trotz der Spiegel…

Aus diesen Gründen machten wir mit unseren Frauen folgenden ,, faulen Deal ,, einen Tag das bedeutete ( über Nacht ) am See in 60 km Entfernung auf Welse fischen, danach einen Tag Familie am Strand usw., und die Mädels willigten notgedrungen ein, besser konnte es eigentlich theoretisch für Stefan und mich nicht laufen, die erste Schlacht hatten wir somit gewonnen, aber was ist schon Theorie und der Krieg sollte erst beginnen....

Nach einer unruhigen und heißen Nacht die mit schubartigem Welsfieber gipfelte, ging es am nächsten Tag gegen 12 Uhr in einer Gluthitze los zum Treffpunkt bei Tortosa, dort angelangt lernten wir den Rosenheimer Welsuri Rudi kennen, der aufgrund meines Namens sofort entschied, dass ich die Kolonne ( etwa 10 weitere Personen mit PKW ) zum See an das Camp lotsen sollte, er wollte noch kurz ein paar Besorgungen machen, da sein alter Mercedes wieder ein paar Problemchen hatte und zum ersten Mal und in anbetracht meines Auftrages, bereute ich meinen Nachnamen….

Alles ging von da an ganz schnell, einige Anweisungen wie wir fahren mussten in tiefsten bayrischen Kongo Dialekt………. , und bevor ich mich versah, war der ,, Sack ,, schon weg . Stefan und ich standen da, nix verstanden …… und was noch viel schlimmer war, 10 Angler schauten mich erwartungsvoll an….

Ich sagte um uns keine Blöße zu geben, also los geht’s, immer mir nach, wenn schon Scheiße, dann mit Schwung……..

Das Unheil nahm nun seinen Lauf…

Eigentlich hatte ich die Hoffnung, dass Stefan das ein oder andere von Rudi mitbekommen habe, diese vage Vermutung verpuffte als Seifenblase, als der mich wiederum fragte, ob ich wüsste wie wir denn nun fahren müssten…
Schnell wurde wieder einmal klar, nur auf das was man selbst macht oder hört ist Verlass, meine innerliche Drehzahl schraubte sich nach diesem Vorfall langsam aber dennoch stetig immer mehr nach oben, ich begann sauer zu werden….

Geil, Null Plan….

Nun ja, irgendwie fanden wir den Weg zum See, allerdings fuhr ich verbotenerweise rechts über die Staumauer immer höher in die Berge, so oder so ähnlich musste es Hannibal mit seinen Elefanten ergangen sein, als er ein paar Tage vor meiner Geburt ( ich glaube etwa 200 v. Chr. ) mit seinen 37 schwergewichtigen Begleitern über die Pyrenäen trampelte, allerdings war er damals mit seiner Mission erfolgreicher als ich, denn ich wäre am liebsten im harten spanischen Boden versunken als die Karawane an einem Punkt angelangt war, wo nach vorne nichts mehr ging und auf der anderen Seeseite dann das Camp zu erkennen war…….
 


Nach einigen Metern permanenten Rückwärtsfahren und nicht jeder hatte wie ich einen Jeep, sowie einigen bösen Blicken aller Beteiligten, gelang es mir doch noch das Camp anzusteuern. Wäre ich damals nicht so aktiv im Hanteltraining gewesen und hätte ich mir nicht noch den letzten körperlichen Schliff am Bau geholt, ich glaube die Jungs hätten mich noch vor Ort gesteinigt, im See versenkt um mich danach noch sicherheitshalber zu erschießen…

Denn dieser kleine Ausflug verursachte reichlich Schäden an den Unterbodenbleche der anderen Fahrzeuge, manch ein Wagen dröhnte nun wie ein Formel 1 Bolide…, und ich wartete eigentlich nur noch auf den Ausbruch meines innerlichen Vulkanes, na warte Rudi dachte ich mir und Stefan wusste schon jetzt, dass der Dicke wie mich meine Spezis nannten, jetzt keinen Bock auf irgendwelche blöden ,, Hasengespräche ,, mehr hatte, die Zünder waren ,, scharf gestellt und tickten ,,.......

Rudi , der mittlerweile schon längst angekommen war, krümmte sich vor lachen, denn er beobachtete unsere Bergtour vom Camp aus, ich fand es weniger lustig, stieg mit einem Sprung aus und schüttelte Ihn vor versammelter Mannschaft so sehr, dass Stefan eingreifen musste….., um mich herum herrschte ,, Totenstille ,,
Ich war jung stark und Ungehalten, aber vor allem echt sauer und stellte vor den übrigen Gästen ziemlich lautstark klar, dass es eigentlich sein Job gewesen wäre, Rudi akzeptierte meinen Auftritt verunsichert, kühlte eine Beule die ich Ihm verpasst hatte und gab mir einen seiner berühmten ,, Beruhigungsschnäpse ,, und hatte ab da viel Respekt vor mir…

Ich hatte somit den anderen gegenüber den schwarzen Peter dorthin abgegeben, wo er eigentlich hingehört hätte, zu Rudi. Da ich damals wie heute nie besonders nachtragend war, begann so eine richtige Männerfreundschaft…, denn einmal ist kein Mal…..
 

Rudis Berufung

Vorab noch eines, egal wie andere heute über Ihn denken, bei Rudi, meiner Meinung nach einer der besten Wels - Angler überhaupt, ging ich in den folgenden Jahren ,, durch die spanische Wallerschule ,, es waren zwar sehr intensive und auch oft nervige Stunden, vor allem wenn er ,, unter Strom ,, stand, aber wir lernten schnell den See ,, zu lesen ,, und das zahlte sich später wahrlich aus.
Armin hatte sich zusätzlich noch einen sehr guten Kontakt mit dem unvergessenen Guide Rüdiger aufgebaut, der Jahre später dazu stieß und leider viel zu früh von uns ging…..

Selbst das Beißverhalten bei veränderten Wasserständen, Einflüsse der verschiedenen Mondphasen oder Wind und Temperaturverhältnissen konnten wir dadurch schnell deuten und reagierten daher meistens richtig…. Rudi und Rüdiger sei Dank, denn wir verdanken diesen beiden Jungs sehr viele gute Fische…..
 


Der Stausee….

Nachdem der Schnaps wirkte und ich mich beruhigt hatte kam er, der Blick für das Wesentliche…., erstmals nahm ich meine Umgebung überhaupt wahr…

Eine einzigartige Natur umgab uns, herrlich und vor allem nahe zu unberührt. Gigantische Bergkämme zäumten ein wahres Wasserparadies ein und das grün / blaue Wasser und die kargen Berge erinnerten mich an Hawaii. Viele Tierarten konnten wir in all den Jahren bestaunen, einige waren niedlich, andere weniger, von grünen Schlangen, Luchsen und Füchsen oder Geiern bis hin zum hungrigen Braunbär.
 


Das erste Camp am See….

Die wahre Größe des Sees ließ sich für uns noch immer nicht abschätzen, aber wir wussten sofort, klein ist hier gar nichts..... und hofften innerlich, dass dieses auch für die spanischen Waller zutreffen würde…
Beim genaueren betrachten hatte ich das Gefühl, dass hier einfach jemand einen Stöpsel reingedrückt hatte und somit die ganze Gegend überfluten ließ, stumme Zeitzeugen wie der Kirchturm eines ehemaligen Dorfes und gigantische Olivenhaine im Unterwasserurwald belegten das eindeutig, unglaublich aber wahr…

Bei meiner Recherche zum Bericht konnte ich einige Aufnahmen entdecken, aus einer Zeit vor dem Staudammbau, eine davon zeigt den Ort Fayon noch mit ,, trockener Kirchturmspitze,, ......
 


Das Camp im übrigen bestand damals lediglich aus Rudis Wohnwagen ein paar bayrischen Bänken und einem kleinen Zeltplatz direkt hinter der Staumauer, die Boote am ganzen See konnte man noch fast an einer Hand zählen. Im Vergleich zum heutigen Stand sicher nur schwer vorstellbar…., ein fast unberührter Fleck in einer durchaus sehenswerten spanischen Landschaft…
 

Leider war nicht nur die Natur einzigartig sondern auch die Hitze, herrschte Windstille ging mein Blick immer wieder hastig zu den Füßen und wieder hinauf, so überprüfte ich regelmäßig, ob ich noch nicht brannte….
Nach einer Einweisung in Sachen Boot und Köder, ( wieder in einwandfreiem bayrischen Kongodialekt ) faselte Rudi irgend etwas von einer ,, Bojenmontage ,, ich stand allerdings mit beiden Füßen voll auf dem Schlauch, wartete aber bis alle anderen weg waren um mich nicht wieder zu blamieren, denn auch Stefan konnte mit den zuvor gemachten Aussagen und Beschreibungen Rudis nichts anfangen.
Nach einem Crashkurs in deutscher Sprache im Bezug Bojenmontage, beendete Rudi nach etwa 15 min und einigen Sandzeichnungen diese Lektion mit den berühmten Worten:

,,Staist de Boje und fischst auf drei Meda, do fangt ja jeda Depp an Walla, nachad hobe zu erm gsogt "und wenn ned" hoda drugga gsogt "dann bist du a Depp".

Und für alle nicht bayrischen Wallerfreaks, hier die Übersetzung ins Deutsche….

Stellst die Boje und fischst auf 3 Meter, da fängt jeder Depp einen Waller, als ich darauf hin bemerkte ,, und wenn nicht ,, sagte er nur trocken ,, dann bist Du ein Depp ,,

Nun ja, dieser Spruch wurde zum Standartspruch bei Rudi, Armin, der mich die darauf folgenden Jahre immer wieder begleitete, bringt Rudis Aussage immer wieder gerne bei unseren Stammtischen in Saarbrücken mit dem breiten Dialekt den Rudi voll drauf hatte…

Er gab mir den Tipp an einer bestimmten Stelle zu fischen, die wir auch nach gut einer Stunde Bootsfahrt sofort fanden .Mittlerweile hatten wir in etwa eine Vorstellung, welche Wasserfläche uns zur Verfügung stand, einfach geil….
Riesige Karpfenschwärme konnten wir ausmachen, mit dem Netz hätten wir sie teilweise fangen können, vor allem im Bereich der Staumauer gab es diesbezüglich wahrlich Unglaubliches zu sehen……
 


Die ersten Bojenversuche.....

Angekommen, Schirme und Liegen aufgebaut, Montagen vorbereitet, Bojen gesetzt und Köfis versorgt… Schnell merkten wir aber auch den gewaltigen Unterschied zwischen Theorie und Praxis beim Aufbau der Bojenmontage und so dauerte es sehr lange bis der erste ,, Kanister ,, erfolgreich gesetzt wurde und unsere Karpfen am System in etwa 2 m Wassertiefe unruhig ihre Kreise zogen…
Das man den Wallern hier fast an der Wasseroberfläche nachstellt, war natürlich ein Schock für uns und widersprach jeglicher Theorie denn der Wels galt bislang als der Prototyp des klassischen Grundfisches schlechthin ….
Wieder wurde mir eines klar, Methode, Haken und Köder, alles ist hier anders, oftmals größer halt eben, und das ,, Umdenken ,, begann und fiel uns um ehrlich zu sein, lange schwer…
 

Um es vorweg zu nehmen, es gelang uns am ersten Angeltag lediglich 3 Montagen auszubringen, dann schwanden Kraft und vor allem die Nerven…..
Entweder klappte es nicht mit den Bootsmanövern, oder mit dem herablassen der Montage, passte beides einmal hatten wir zuviel Wind oder den Schraubenpropeller unseres Außenborders mit unserer teuren Dacron ungewollt vergrößert….

Aber wie gesagt, die Bojenfischerei steckte noch in ihren Kinderschuhen und es ist bekanntlich noch nie ein Meister vom Himmel gefallen, alles braucht seine Zeit…
Völlig geplättet lagen wir daher direkt bei den Ruten und hofften, dass mindestens eines der Aalglöckchen in der Nacht klingeln würde und wir somit nicht zu Deppen degradiert werden würden und die schweren von Rudi geborgten Rutenhalter wurden zuvor tief in den spanischen Boden getrieben…
Mit zunehmender Dunkelheit ließen uns immer wieder gewaltige Raubgeräusche aufschrecken, die durch die Berge im Volumen noch verstärkt wurden, nie wieder konnte ich eine solche Geräuschkulisse irgendwo anders hören . Ja, man bekam sogar fast Schiss…
 

Walleralarm am Abend....

Schnell war es 22 Uhr und schon klingelte es gewaltig, die robuste Silstar Rute verneigte sich so zu Boden, dass ich mir auf den Unterkiefer trat, denn den Mund bekam ich vor Schreck nicht mehr zu. Und dennoch, ich riss die Rute samt Ständer aus der Erde und setzte einen kernigen Anschlag, TREFFER
Stefan stand ebenfalls mit ,, Kiefersperre ,, und aufgerissenen Augen neben mir und war unfähig etwas zu sagen, ich schrie, ab ins Boot und raus zum Fisch…
Da es dunkel war ergänzte ich meinen Satz mit den Worten ,, Stefan wirf die Lampe noch in das Boot ,, und beeile Dich…
Stefan noch immer unter Schock nahm besonders die Taschenlampen – Anweisung so wörtlich, dass er gleich unsere einzigste Lichtquelle lieferte und wir somit nur im leichten Mondschein raus zum Waller fuhren, dort angelangt nach etwa 50m erkannte ich schnell, dass sich der Fisch in aller Ruhe festgesetzt haben musste, somit war klar, der erste Depp war ich........

Ich wollte es nicht wahr haben und wütend stemmte ich mich im Boot so gegen die Rute, bis sich diese mit einem lauten Knall und somit mit mir ins Wasser verabschiedete….
Nach einer Taucherrolle rückwärts die auch einem ,, Jaques Cousteau ,, gefallen hätte, und die Rute noch immer in einer Hand, gelang es mir nach einigen Fehlversuchen Stefans Arm zu erreichen, der mit mir im Schlepptau längsseits am Boot langsam ans Ufer fuhr….
Ich hatte kalt, ich war geschockt und das schlimmste war, und das ohne jeden Zweifel, ich war mir sicher, dass ich nach dieser blamablen Vorstellung wirklich einer von Rudis Deppen werden würde............

In dieser Nacht ging ich nur noch in meinen Schlafsack und wollte meine Ruhe haben und ich kann auch heute nicht mehr sagen, ob es mir damals lieber gewesen wäre, wenn ich tatsächlich ,, abgesoffen ,, wäre.
 

Morgens um 4 Uhr riss mich Stefan dann aus dem Koma, Biss, Biss, komm raus, ich habe einen dran. Auch dieses Mal passte der Anschlag, und schnell fuhr ich nur in der Unterhose mit dem Boot in Richtung Fisch, während Stefan fleißig drillte. Auf unsere Taschenlampe konnte ich ja eh verzichten, da dieses Ding in tausend Teilen im Boot verstreut war…

Als eigentlich schon fast alles klar war, da passierte es, der Fisch ging unter unser Boot und Stefans Rutenspitze zersplitterte als er dagegen hielt.
Ich sah seinen Gesichtsausdruck und wußte , dass wir diesen Fisch bekommen müssen, egal wie ......., alles durfte passieren, aber nicht noch ein Depp !!
Kurzerhand entschloss ich mich die 60er Dacron zu greifen und wickelte sie mir todesmutig um den nackten Arm, Zentimeter für Zentimeter, eine Umwicklung nach der anderen bis ich den Wels oben hatte, ein beherzter Griff und neben dem Wels hatte ich auch noch den Haken in der Hand, im Vergleich zu den Schnureinschnitten am Arm, eher eine Bagatelle…
Nach einer kurzen Not – OP die ich dank des gestiegenen Adrenalin – Spiegels einiger - maßen verkraftete, konnte ich Stefan mit einem tollen 50 Pfünder ablichten, endlich der erste ,, Spanier ,,

Aber das wichtigste war, ein ,, Depp ,, weniger auch wenn ich laut meiner Statistik noch immer einer war!!
 

 

Da geht noch mehr.....

Wir hatten den Fisch gerade wieder schwimmen lassen, als auch meine Rute mit dem Aalglöckchen wie der Teufel klingelte, Anschlag und wieder raus, dass gleiche Spiel, immer noch war ich halbnackt.  Dieses Mal stellte sich schon eine gewisse Routine im Ablauf ein, bis auf Stefans Drilling, der noch immer auf dem Bootsboden lag und der sich in meiner nackten Fußsohle sofort wohl fühlte, seither vermeide ich es wenn möglich, Drillinge zu verwenden, dem Aal sei Dank…….

Dennoch konnte ich wenig später nach tollem Drill einen ähnlich schweren Wels wie zuvor Stefan sicher landen…

Der Depp fiel wie eine zentnerschwere Last von mir und ich zog mein dürftiges Kleidungsteil aus und schwenkte es jubelnd in der Luft, Frauen waren ja keine da und außerdem hatte ich kalt ….

Gegen 8 Uhr packten wir etwas geschafft aber stolz wie Oskar zusammen und fuhren zum Camp, berichteten Rudi von unseren Erfolgen, versorgten noch schnell meine zahlreichen Wunden mit hochprozentigem und fuhren dann die 60km zum Meer mit mittlerweile kleinen Augen zurück.

Nun war Familie angesagt, Strand und Sonne, beides erlebten wir aber nur noch in Trance, da wir sofort am Strand wieder in eine Art Wach - Koma fielen, so kam es auch, dass neben einem schmerzhaften Sonnenbrand ( meine Frau war natürlich sauer und ließ mich daher in der Sonne liegen ) der Krieg gipfelte nun, da der Familiensegen schief hing, mir wurde klar das diese Nummer für alle Beteiligten nicht einfach werden würde…, aber man kennt sich ja und es gab ja noch das verspiegelte Schlafzimmer …

Auf der kurzen Rückfahrt vom Strand zum Haus, entdeckten wir einen Angelladen, schnell rein, ein Schweine – Geld ausgegeben und neben Zubehör wie einer Taschenlampe auch noch 2 Wallerruten gekauft, ruck – zuck, jeder von uns umgerechnet 3 Scheine los..........

Am nächsten Tag, dass gleiche Spiel, rein in den Jeep mit einem Affenzahn die 60km durch die Berge in neuer Bestzeit zum See regelrecht gedriftet um dort auszusteigen und feststellen zu müssen, dass mein Ersatzrad im Laderaum die Kurven zwar unbeschadet , aber nicht mehr an seinem Platz  miterlebt hatte…..

Grundsätzlich kein Problem, wären da nicht die neuen Angelruten gewesen, die durch das schwere Rad völlig zerstört wurden, …..Achtung Deppenalarm......

 

Der 2. Tag am See

Rudi zeigte uns am See sein neues Boot ,, Alf ,, ein blauer schneller Flitzer, zwar nicht unbedingt der Prototyp eines klassischen Wallerbootes, aber halt schnell,  um es einmal ganz präzise auszudrücken, …..sau schnell…..

Da ich im Grunde meines Herzens auch schon immer ein Verkäufer war, schaffte ich es sehr schnell und für alle Fälle mit ein paar bösen Blicken, Rudi von der Notwendigkeit zu überzeugen, dass ich das Teil für einen Tag austesten musste.
 


Stefan strahlte übers ganze Gesicht, als ich Ihm sagte, dass wir heute etwas schneller am Angelplatz sind. Eine geile Bootsfahrt begann, in einer Vollgas – Rechtskurve vorbei an dem alten Gefängnis weiter zur Kirchturmspitze, weiter ans Silo in Richtung Zementwerk. Der Fahrtwind tat bei der Mörderhitze einfach gut, es war so heiß, dass wir teilweise bei der Anfahrt auf dem Wasser zum Angelplatz eine Palette Cola vernichteten und Nachts fast verdurstet wären, da nichts mehr trinkbares da war.......

Die Zweifingerbucht zur rechten und zuvor die ,, Geierfelsen ,, auf der linken Seite. Mequinenza und die dortigen Flachwasserbereiche nahmen wir ebenfalls mit, eine abwechslungsreiche unberührte Natur zeigte uns ihre schönsten Seiten, einfach Traumhaft, beinahe hätten dabei sogar das Fischen vergessen.....
 

Zurück am alten Angelplatz und locker mit etwa 50 Ltr. Sprit weniger, denn Alf war nicht nur schnell, sondern ,, soff wie eine Kuh ,, , gelang es uns 4 Ruten mit Boje innerhalb kürzester Zeit aufzustellen , alles lief mittlerweile relativ stressfrei ab, außerdem beschlossen wir, dass Boot sofort nach dem Anschlag zu besteigen und direkt zum Fisch zu fahren um so ein festsetzen des Wallers zu verhindern…

In dieser Nacht konnten wir 4 Waller bis 80 Pfund erfolgreich landen, Köder waren ausnahmslos Karpfen mit bis zu 5 Pfund. Ja, wir schafften es sogar nach einem Biss die Montage bei Nacht wieder neu zu legen, heute selbstverständlich, damals sicher nicht.....

Insgesamt erbeuteten wir in nur 6 Angeltagen 19 Waller, alle über einen Meter groß, ein Traumergebnis, was uns auch Rudi bestätigte, ,,die Deppennummer war nun endgültig Vergangenheit ,, !!

Natürlich erwähnten wir nicht, dass etwa 500m vor dem Camp ,, Alf ,, keinen ,, Bölkstoff ,, mehr hatte und wir mit dem Deckel unserer Kühlbox reinpaddeln mussten,….nichts hält ewig.

 

Unglaubliche Erlebnisse bei Nacht.....

Einen bleibenden Eindruck hinterließ auch eine bestimmte Nacht bei Vollmond, dieses Mal war ich mit Armin unten, die Köder waren ausgegangen , da Welse das Netz attackiert hatten und wir gegen 3 Uhr in der Nacht nach erfolgreicher Session notgedrungen in Richtung Camp unterwegs waren.

Urplötzlich ein dumpfer Schlag während der langsamen Fahrt, dann noch einer…. Wir nahmen das Gas weg schauten uns um, kein Holz oder Hindernis im Wasser….

Aber was war das, etliche massige Rücken drangen durch die Wasseroberfläche und spiegelten im Mondschein, Waller neben Waller........

Wie die Flusspferde standen sie an der Oberfläche und verdauten wahrscheinlich ihre Mahlzeiten und wir sahen es und hatten keine Köder mehr…….

Dieses Schauspiel konnte ich leider im Verlaufe meiner weiteren Reisen zum See nie wieder miterleben. Ich gebe zu, würde mir jemand so eine Story erzählen, ich würde es wahrscheinlich nicht glauben…, sicher auch nicht, dass bei unserer Rückkehr Rudi fast auf uns geschossen hätte, da er meinte wir wären Einbrecher….
 


Das ging fast in die Hose….
 

Eine für mich eher unangenehme Geschichte sorgt noch heute am Stammtisch für Furore, 1990 mit Armin und Frank am See, plagte mich ein heftiger Durchfall nachdem ich wieder einmal zuviel Eiweißpulver angerührt hatte, man gönnt sich ja sonst nix….

Leider waren in unmittelbarer Nähe zwei Angler und so fuhr Armin mit Vollgas über den See um einen geeigneten Platz für mich zu finden. Er gab alles bis ich nicht mehr konnte und mir mittlerweile wirklich im wahrsten Sinne des Wortes  ,, alles Scheißegal ,, war. An einem der dort üblichen Steilhängen ( ungünstiger ging es sicher nicht mehr ) sprang ich vorsichtshalber mit zugekniffenen ,, Po - Backen ,, an Land und ließ notgedrungen wegen des Darmdruckes in der Bewegung schon die Hosen runter um mich mit einer Hand an einem der knorrigen Sträucher festzuhalten, was raus muss, muss raus........

Wie einst Luis Trenker hing ich in der Wand und düngte die Wallachei. So weit so gut, wäre da nicht unter meiner Last der rettende Strauch entwurzelt worden............

Das Ende vom Lied, es gab zuerst eine kleinere Steinlawine und danach eine laute Wasserbombe, beide von mir immer noch mit runtergelassener Hose ausgelöst…. Nicht zu vergessen natürlich 3 Angler die laut lachten, zwei davon in etwas Entfernung, und einer von ihnen mit ,, Logenplatz ,,...............

Armin setzt bei seinen Erzählungen immer noch einen drauf in dem er sagt, dass an jenem Hang nach meiner  ,, Dünge - Aktion ,, nie mehr irgendwas gewachsen sei.......

Ps. Man möge mir verzeihen, dass über diese Episode kein Bildmaterial zur Verfügung steht
 

Das U - Boot.......

Oder an die unglaubliche Wasserverdrängung eines wahren Ungetüms, dass wir in Höhe des versunkenen Silos auf der anderen Seeseite entdeckten. Das war 1991, langsam zog der Riese am gegenüberliegenden Ufer seine Bahnen, ein für uns bis heute noch beeindruckendes Schauspiel bei dem wir 200m weiter noch am Boot den ,, Wellengang ,, mitbekamen.........

Und da wird im Forum angezweifelt, dass es mittlerweile 100kg Fische im Stausee geben soll......

Leute ich sage euch, da sind noch schwerere drin, da verwette ich meinen Allerwertesten, nur sind die Jungs nicht umsonst so groß geworden und um einen dieser Güte handelte es sich damals.

Aber Papier ist bekanntlich geduldig, daher zeige ich euch eine bislang unveröffentlichte Aufnahme eines Freundes ( natürlich auch ein Saarländer ) mit einem Waller der fast 250cm lang war und mindestens an den magischen 100kg gekratzt hat, übrigens auch schon wieder 3 Jahre her.............
 


Gescheiterte Bootsmanöver......

Ein weiteres Erlebnis hatten wir, als ich bei einer der ersten Touren eine Bootseinweisung in Höhe des alten Kirchturms vortrug…

Nach einer ,, angeberischen Kurve ,, ich gebe es gerne zu, wieder einmal mehr mit Vollgas, zeigte ich den anderen Jungs was mit so einem Boot alles geht, wenn man es kann …

Ein weiterer Programmpunkt war aber auch, zu demonstrieren was man besser nicht machen sollte, dabei erklärte ich kurz, dass bei einem eventuellen Drill immer auf das Gleichgewicht im Boot geachtet werden müsse, also niemals alle Mann auf einer Seite, vor allem wenn man sich zu dritt wie in diesem Falle die Aluschale teilen muss.....

Ich hatte den Satz noch nicht beendet, als auf meiner Seite knapp neben dem Boot ein guter Waller an der Oberfläche raubte und die Jungs sofort alles vergaßen und gleichzeitig auf mich  stürzten um den ,, Räuber ,, noch zu begutachten.....

Nun ja, der Rest ist Geschichte und erst nach mehreren Versuchen, gelang es mir, mich wieder in das Boot zu ziehen und zur Strafe ließ ich  ,, die Deppen ,,  noch etwas länger im Wasser ihren ,, Hundekraulstill ,, verbessern......

Als wir wieder vollzählig an Bord waren und mein leider mittlerweile verstorbener Freund Frank mich um etwas Sonnencreme bat, ,, kleisterte ,, ich sein Gesicht dermaßen ein, dass jeder der ihn sah sofort lachen musste. Im Gegensatz zu unserer Villa am Strand gab es am See natürlich keine Spiegel und ich versicherte ihm, dass  ,, alles bestens ,, von mir verteilt worden war.
 


Rudi über alles....

Rudi war wie gesagt ein sehr launischer Zeitgenosse, wenn er ,, seine Tage ,, hatte, war nix mit ihm anzufangen, zwar galt das nur für andere Angler und nach meinem schlagkräftigen Einstand nicht für mich, dennoch man musste ihn kennen, dann fiel vieles leichter....

Eines Abends kam er zu uns gefahren, wir fischten damals nahe der Zeifingerbucht, alle Voraussetzungen passten eigentlich, dennoch waren wir noch immer ganz ohne Aktionen. Als Rudi sich nach dem aktuellen Stand erkundigte und ich verschämt zugeben musste, dass noch nichts gebissen hatte, setzte sich Rudi kommentarlos in sein Boot gab Vollgas und donnerte mehrmals im Slalom zwischen unseren Bojen herum.....

Fassungslos stieg mein Blutdruck, wieder war er da der Punkt, am liebsten hätte ich den Sauhund ertränkt, was um alles in der Welt ist in den Kerl gefahren, verscheucht er uns mit der Nummer nun alle Waller oder was, ich glaube den ein oder anderen Stein warf ich Ihm nach, denn er flüchtete mit seinem ,, Alf ,, in Richtung Camp....

Ich hatte mich noch nicht beruhigt, als das erste Aalglöckchen bimmelte, während Armin noch drillte, bekam auch ich einen Biss und eine dritte Rute machte erste Anzeichen, dass es dort ebenfalls gleich knallen würde....

Natürlich wissen wir heute, dass Rudi die Bootsmanöver nur aus einem einzigen Grund abzog, er wollte das wir etwas fangen und scheuchte so die Welse aus ihren Verstecken, er wusste genau was an ,, seinem See ,, etwas brachte und was nicht....

Der Friedensschnaps für Rudi, kam am nächsten Tag dann von mir, denn insgesamt fingen wir nur in dieser Nacht 5 Welse bis 130 Pfund!!


Die ultimative Boje.....

Der absolute Favorit war allerdings 1990 der Einsatz einer ganz speziellen Bojenart, ich möchte ergänzen, dass diese Methode von unserem  ,, Supersaupreiss ,, Armin kreiert wurde. Der Plan zum Experiment entstand wie immer, bei mir Zuhause im Angelkeller unter extremen Nikotinwolken. Permanent tüftelten wir dort während der Vorbereitungsphase an unseren  ,, Neuerungen ,, herum.

Als ein sperriges Ladeproblem erwies sich Jahr für Jahr die zuvor erwähnten Wasserkanister, die leicht zweckentfremdet unsere Bojen darstellten, wir überlegten tagelang ob es weniger üppigere Alternativen gäbe und plötzlich bekam Armin so eine Art von Eingebung.....

Mit geschwellter Brust baute er sich vor mir auf und sagte, ich hab´s.......

Er faselte etwas von  ,, Null Packmaß ,, und formbarer Oberfläche, mit anderen Worten die optimale Boje. Ich war baff, als ich erkannte was er damit meinte........, die Saarländische Luftballonboje war geboren, theoretisch der absolute Bringer.......

Armin nahm etwa 200 Luftballons zu unserem Sommer - Tripp mit, demonstrativ legte er sie in das Handschuhfach um mir noch einmal klar zu machen, wie viel Laderaum wir mit diesem Schachzug gespart hatten.......

Vor Ort machte es Spaß mit den Ballons erstmals zu arbeiten, im Boot war wesentlich mehr Platz und schnell stand das Bojenfeld, Hauptschnüre eingehängt und ab zum gemütlichen Teil. Wir genossen die verblüfften Blicke der vorbeifahrenden Angler, als diese unsere Luftballons auf der Seeoberfläche sahen.........

Zwischendurch war Karpfenfischen angesagt, denn ohne Köder, keine Welse.......
 


Tja, auf so viel Ideenreichtum kommen eben nur die wahren Profis, in meinen Gedanken und unter einem Sonnenschirm sitzend, sah ich die Vermarktung der Luftballons  ,, Made in Saarland ,, als Bojen bereits vor meinem geistigen Auge wie Dagobert Duck.

Wir sprachen auch noch lange darüber, aber die lange Anfahrt übermannte uns beide, die Gluthitze gab uns dann noch den Rest, irgendwann machten wir  ,, BUBU ,,......
 


Kugelhagel am Platz.....

Aber wir wurden gleichzeitig auch wieder wach, was war denn das, welcher Depp schießt denn hier, 5,6,7,…Schüsse zählten wir und gingen auf dem staubigen Boden in Deckung.....

Das die spanische Polizei keine Knochen heraus nimmt wussten wir ja, ich dachte noch, ein paar Ruten weniger im Wasser hätten ja auch gereicht, aber gleich so zu ballern.....

Es folgte eine Viertelstunde Ruhe, wir bewegten uns nicht und dann plötzlich knallte es noch einmal. Es musste vom Wasser her kommen, dass konnten wir ausmachen, aber da war nichts, absolut nichts, kein Boot weit und breit, aber auch keine Bojen mehr.........., ach du Scheiße......

Von wegen Polizei, lediglich unser Ballonexperiment zerplatzte durch die Sonneneinwirkung wie meine Vermarktungsträume.....

MEGA – DEPPENALARM

Saarländische Diskussionen wie :,, Un sieschte, isch hanns jo gewuscht das die do Dinger em Hun sein Asch nit dauche…., ei jo, jetzt han mer die Blamasch, awer isch sahn jetzt bessa  nix me de zu ,,… entstanden, die Übersetzung überlasse ich jedem selbst…

Alle Ballons abgesoffen, alle Montagen im Arsch, Frust pur und Armin wurde zur Strafe 3 Tage nicht von mir bekocht, schließlich war es ja seine Schnapsidee und einen Bauch hatte er eh schon damals gehabt. Er litt in der Tat während dieser Frist, aber futterte danach 17 Jahre weiter,………allerdings für 3 Personen….
 


Die Unterwassermontage

Auch der schwankende Wasserspiegel am See wurde uns in den ersten Jahren häufig zum Verhängnis und so kam es vor, dass wir schon damals lieber Heinz , bei gestiegenem Wasserstand ungewollt mit ,, Unterwassermontagen ,, gefischt hatten, da die Bojenschnüre zu kurz waren.

Dein Patent dafür kannst Du damit offiziell einstampfen, es steht eigentlich uns zu !!
 


So, nun aber genug abgeschweift, kommen wir wieder zurück zu unserem aller ersten Spanientörn zurück, denn den bis dato größten spanischen Waller  überhaupt konnte ich in unserer letzten Angelnacht etwas weiter in Richtung Mequinenza morgens gegen 6 Uhr im alten Flussbett überlisten, einen 2m Kracher mit knappen 100 Pfund, der auf eine große Rotfeder ( die Karpfen waren aufgebraucht ) in 3 m Tiefe an der Boje biss, was für ein Fisch .

Wir und Deppen, dass ich nicht lache.....

Der Drill war hart aber relativ schmerzfrei, da es im alten Flussbett keine Hindernisse gab und ich auch kein Risiko einging. Der Zug am anderen Ende der Schnur war brachial, mehr als einmal löste ich die Bremse etwas an Rudis Leihrute, je näher ich den Wels am Ufer hatte, desto weniger schien es dem Burschen zu gefallen, immer wieder brach er aus und suchte die tieferen Bereiche im alten Flussbett. Es blieb sehr spannend und ich hoffte das Rudis ramponiertes Tackle auch wirklich bis zuletzt durchhielt, es hielt .............

Nie zuvor hatte ich live so einen Giganten gesehen und beim Wallergriff mussten wir uns beide überwinden, denn der Schädel war gewaltig.......

Im Camp gab es beim wiegen einen wahren ,, Massenauflauf ,, denn der Fang machte sehr schnell die Runde........

Diese Granate war selbst für Rudi eine Sensation, und Karl Andree, der mittlerweile ebenfalls am Riba – Roja weilte, zwang mich unter Androhung von Gewalt , zwei drei Bierchen mit zu trinken, wir fühlten uns einfach klasse und quatschten sehr lange miteinander, außerdem machte er fleißig Notizen, ich dachte noch was macht er denn da?

Zwei Wochen später, jetzt wusste ich warum, zierte ich dank Karl mit meinem  ,, Bomber ,, selbst das Titelblatt der Angelwoche, der Kreis hatte sich wieder geschlossen. Aus einer Idee wurde ein Traumurlaub und der Einsatz wurde fürstlich belohnt, ich fühlte mich wie ein König und von Deppen war mir nur bekannt, dass es welche geben sollte.......
 


Waller, Waller, Waller…. Rückblick auf 17Jahre Wallerfischen am Stau

Wir kamen zwar erst später zu unserer Familie zurück, aber es war ein herrlicher Abschluss einer unvergessenen  Angeltour und ich schwor mir damals schon, dass ich diesen See jedes Jahr befischen würde, was ich mit Armin dann auch mit kleinen Unterbrechungen teilweise sogar mehrmals im Jahr immer sehr erfolgreich ( bis auf ein paar kleine Ausrutscher ) tat. Aber gerade in den letzten Jahren ertappte ich mich immer wieder dabei, Vergleiche zu ziehen, wie es früher einmal war, ob es damals schöner war oder so, ich glaube es war anders eben, einzigartiger vielleicht…………., aber Leute, der Riba – Roja Stau ist noch immer eine Reise wert, da bin ich sicher und wie die folgenden Bilder aus 17 Jahren Stausee mit einigen Welsen zweifelsfrei belegen.

Auch wenn ich in den letzten Jahren aus beruflichen Gründen nähere Reiseziele wie den Po oder in Deutschland die Oberpfalz vorzog, Spanien hat einen festen Platz in meinen Gedanken und irgendwann werde ich wieder dort sein, bis dahin begnüge ich mich mit meinen Erinnerungen. Das es davon einige gibt, konntet Ihr soeben lesen.........
 

Und zum Schluss......

Ich hoffe unsere gemeinsame Zeitreise zu Spaniens ,, Wallerwurzeln ,, hat euch gefallen und ihr habt verstanden was ich mit dieser kleinen Dokumentation bezwecken wollte, denn die Vergangenheit zeigte uns immer wieder, dass vieles verloren geht, wenn man nicht darüber berichtet, was mir leicht fällt......   denn ich war dabei......

In diesem Sinne, OLA
 

Euer Roland Petri


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